Tüfels Chilchli von Braunwald (GL) Mit “Teufelskirche” brandmarkte die Kirche gern Kultplätze des teilchristianisierten Volks, das an seinen naturreligiösen Traditionen festhielt.
Pierre de la diablesse, Vallon de Nant (VD), Der Name “Stein der Teufelin” deutet auf die Diabolisierung eines alten Kindlisteins. Aus der Längsspalte treten die Ahnen ins Diesseits eines Frauenbauchs.
Exorzierter Fels im Mattertal (VS)
Die Brachialmethode fand auch regen Anklang unter Vampirjägern.
Versuchung des Benedikt (Freske Monteoliveto Maggiore)
Die reprimierte Libido der Mönche präsentiert sich in gewagter Reizwäsche.
Deckengemälde, Marienkapelle Eigenthal (LU)
Wetterhexen als teuflisches Luftgeschwader über dem Luzerner Drachenberg Pilatus
Groteske am Zürcher Grossmünster (ZH) - Harpyen, die wilden Vorläuferinnen der Engel.
Groteske am Zürcher Grossmünster (ZH)
Wo die wilden Kerle wohnen. Der Herr mit Krone stammt vermutlich aus Hallwil.
Groteske am Zürcher Grossmünster (ZH)
Karikatur des doppelschwänzigen Fischmanns beim Zvieri.
Grotesken am Fribourger Münster (FR)
Die schweinische Höllenfantasie als unerschöpfliche Inspirationsquelle der Fasnacht
Fegefeueraltar in Mauernische, Napoli (IT) - Der unklimatisierte Wartsaal als Zentrale der religiösen Abrichtung.
Basel (BS) - Schlangentöter Georg - Dem Supermann beim Ausrotten zugeschaut.
Luzerner Schlangentöter - Schlangenbeschwörung sieht anders aus.
Georgenkapelle Berschis (SG) - Das ahnungslose Drachenbaby will doch nur spielen.
Schwarze Engel aus Flums (SG) - Teuflische Bürstenfressen
Wild Monn Tuifl aus Girlan (Südtirol, Italien) - Leibhaftiger Sonnenbrand
Bärger Jodlerteifel von Triesenberg (Lichtenstein) - Unser Nachbar mit dem Salzburger Akzent
Einsiedler Tüüfel (Schwyz) - Der Gottseibeiuns kann auch misten.
Morgestraich - Basel - Der drollige Harlekin stammt ursprünglich vom höllischen Ellequin ab, der
wie der Türst das wilde Heer anführte.
Die Paranoia vor dem Einbruch der Verdammten in die geordnete Welt, die militante Polemik der Kirche gegen das “Heidentum” und die Ängste vor den unberechenbaren Gewalten der Natur brachten die Ungeheuer hervor, die die Finsternis des Mittelalters bis tief in die Neuzeit besiedelten.
Der ausgegrenzte Daimon kehrt als Höllengeburt zurück. Die Kriegstoten machen mobil. Die zauberkundige Herrin der Tiere mutiert zur sadistischen Hexe. Die Dämonen rotten sich hinter dem Türst und dem ursprünglich schrecklichen Harlekin zum Wilden Heer zusammen. Die Maskenfiguren inszenieren raubend, schlagend und vergewaltigend den gepredigten Hass der Unterwelt nicht ohne belehrenden Unterton.
634 wird der langobardische Walapauz verboten. Als Bötzler und Butzi geistert er durch Bräuche und Sagen bis heute weiter. Die Maskenrotte, “so unheimlich wie ergötzliche Gewitter” (Karl Meuli) lässt sich nicht per Verordnung aus dem Weg räumen. Der Waldschrat wütet als Schrättlig, Strega und Spräggele-Schnabelgeiss. Die Erdgöttin, die alles Leben in sich aufnimmt und hervorbringt, hat sich als Sträggele auf Kindsentführung spezialisiert. Die Horrorfiguren machen die Panik vor der Verdammnis anschaulich und kitzeln einen wohligen Schauer hervor.
Der Ablass findet Eingang in die Maskenbräuche. Aus der versöhnlichen Heischgabe wird ein Loskauf vor der ewigen Verdammnis. Die Fratzen der Nacht verbreiten Angst und Schrecken und treiben die Gläubigen in den Taumel des verheissenen Himmels.
Und dennoch erhält sich eine tiefe Verbundenheit der Menschen mit ihren Schreckgespenstern zäh über die Jahrhunderte. Bei den Mächten der Unterwelt will der Bauer nicht verspielt haben. Sie sind es letztlich, die die Vegetation im Frühjahr zurück ans Licht lassen. Auch wenn der Himmel dagegen angrollt. Alles Gute kommt von unten.